Der stufenweise deutsche Atomausstieg bis 2022

Seit dem Jahr 1962 wurde die Atomkraft in Deutschland zur kommerziellen Energiegewinnung eingesetzt – in diesem Jahr ging das erste Kernkraftwerk in Kahl in den Betrieb. Nachdem die 2009 gewählte Regierung aus CDU und FDP unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sich für eine Nutzung der aufgrund der Gefahren als Hochrisikotechnologie eingestuften Stromgewinnung bis 2035 statt für eine stärkere Verwendung der alternativen erneuerbaren Energien aussprach, waren es hauptsächlich die Bürger sowie eine Katastrophe, die das Ende der Atomkraft in Deutschland herbeiführten. Immer mehr Verbraucher bezahlten von ihrem Konto – sei es ein herkömmliches oder ein kostenloses Girokonto – die höheren Kosten eines sogenannten Ökostrom-Tarifes, mit welchem sie die umweltfreundlichen erneuerbaren Energien (hauptsächlich Stromgewinnung aus Strom, Wind und Sonne) unterstützen. Zudem kam es nach einem schweren Unfall im japanischen Atomkraftwerk Fukushima im März 2011 zu massiven Demonstrationen gegen die Kernkraft.

Angesichts dieser zunehmenden Ablehnung oder gar Angst gegenüber der Kernenergie in der Bevölkerung sowie bevorstehenden Landtagswahlen verhängte die Bundesregierung ein dreimonatiges Moratorium (Aussetzung) der erst kurz zuvor beschlossenen längeren Laufzeiten der Atommeiler. Dies hatte die Abschaltung der sieben ältesten Kernkraftwerke, deren Betriebsgenehmigung dadurch auslief, zur Folge. Ferner wurden alle Kernkraftwerke Sicherheitsüberprüfungen unterzogen und eine Ethikkommission – die untersuchen sollte, inwieweit eine Verwendung der Kernkraft aus ethischer Sicht verantwortbar ist – einberufen. Die durch Sicherheitsüberprüfung sowie Ethikkommission erzielten Ergebnisse führten zum stufenweisen Atomausstieg welcher Ende Juni 2011 vom Bundestag sowie Anfang Juli vom Bundesrat beschlossen wurde. Dieser sah die endgültige Stilllegung der sich aufgrund des Moratoriums bereits außer Betrieb befindenden Kernkraftwerke sowie des sogenannten „Pannenreaktors“ Krümmel vor. Die noch verbleibenden neun Kraftwerke sollen bis zum Jahr 2022 stufenweise abgeschaltet werden. Den Anfang macht im Jahr 2015 das AKW Greifenrheinfeld, ehe 2017 Grundremmingen B, 2019 Philippsburg II, 2021 Grohnde, Brokdorf und Grundremmingen C sowie letztendlich 2022 Isar II, Neckarwestheim II und Emsland folgen. Eventuell wird eines der endgültig stillgelegten Kernkraftwerke bis 2013 für den Fall von Engpässen bei der Stromversorgung als Kaltreserve in der Hinterhand behalten.